1. Das Genrekino ist für die Massen, das Autorenkino für die Kenner
  2. Die Welt dreht sich um Hollywood
  3. 3-D erschliesst dem Kino eine neue Dimensio
  4. Das Internet wird zum allumfassenden Filmarchiv
  5. Das Kino ist tot

6. Filme werden immer schneller

Als sich in den 1980er Jahren «look and feel» der westlichen Mainstreamproduktionen zusehends veränderte, hatte man dafür prompt ein Label zur Hand: «MTV-» beziehungsweise «Videoclip-Ästhetik» – es liess sich fortan allem aufkleben, das trendig durchgestylt daherkam. Doch was steckt konkret dahinter? Zweifellos kanalisierte MTV durch seine Musikvideos stilistische Einflüsse aus Werbung, Experimentalfilm- und Videokunst und führte sie dem Mainstream zu, so dass sich etwa jene mit Popsongs unterlegten Montagesequenzen mehrten, die minutenlang Rocky beim Training oder Pretty Woman beim Shopping präsentieren. Allerdings war dieser Stilwandel bereits seit einiger Zeit von Filmschaffenden weltweit forciert worden, indem sie jede Sequenz, jede Szene und jede Einstellung zu «energetisieren» versuchten […]

Wohlgemerkt hat der Trend zu immer mehr Schnitten, immer mehr Kamerabewegungen und immer mehr Grossaufnahmen nicht nur die Action-Mega-Blockbuster, sondern sogar Kostümromanzen und Teeniekomödien erfasst. Vorangetrieben einerseits durch die wachsende Bedeutung des Fernseh- beziehungsweise DVD-Marktes, für den die Filme bildschirmgerecht zu gestalten sind, und andererseits durch die diversen technischen Erleichterungen. […]

Hollywoods klassische «continuity» errichtete […] einen soliden Zeit-Raum für die Handlungen der Schauspieler – wobei die Technik einzig dazu diente, sie ins beste Licht zu rücken, als Stars. Das zeitgenössische Hollywoodkino hingegen gewährt ihnen meist weder Zeit noch Raum. Während ein Cary Grant selbst die Zubereitung eines Morgenkaffees genüsslich zu einem chaplinesken Kabinettstückchen ausschmückte, darf George Clooney dies nicht einmal in der Nespresso-Werbung. […] Man vergleiche dies mit den Bollywood-Musicals der letzten Jahre: Luftig, duftig und anmutig inszeniert, geben sie den Tänzern reichlich Gelegenheit, den Gefühlswallungen mit ihrem ganzen Körper Ausdruck zu verleihen. […]

Letztlich ist es die […] angeborene Fähigkeit, sich in die Situationen und Aktionen anderer einzufühlen, was Menschen dazu bringt, sich stundenlang Filme, Fernsehshows oder Theaterstücke anzuschauen. Was das blosse Zuschauen in eine körperliche, sinnliche Erfahrung verwandelt. Und was die kleinste Kampfszene eines typischen Hongkong-Martial-Arts-Films wirkungsvoller macht als den Overkill des grössten Hollywood-Megahits.