1. Das Genrekino ist für die Massen, das Autorenkino für die Kenner
  2. Die Welt dreht sich um Hollywood
  3. 3-D erschliesst dem Kino eine neue Dimensio
  4. Das Internet wird zum allumfassenden Filmarchiv
  5. Das Kino ist tot

3. Je grösser der Hype, desto wichtiger der Film

Für viele war es die Sternstunde der Popkultur. Eine Erleuchtung. Hollywoods Heilsbringer George Lucas hat es mit «Star Wars» selbst als unbedarfter Filmemacher vollbracht, die Filmgeschichte in ein Vorher und ein Nachher zu teilen. Zumal Lucas – durch seinen Intimus Spielberg? seinen Finanzberater? den heiligen Geist? – die entscheidende Eingebung hatte. Er erkannte, welche Macht in dieser Zeit der Hyperaktivität der Medien und der Hyperinflation der Schauwerte immerdar mit uns sein würde: die Macht des Hypes. […]

Dieser multimedial erzeugte Wirbel um eine Sache oder Person, dieser Sog, dem sich keiner entziehen kann, dieses Gefühl, dass man nur ein halber Mensch ist, wenn man nicht auch einen Blick erhascht vom obskuren Objekt der Neugierde … Es ist schwierig, da einen klaren Kopf und kühles Blut zu bewahren. Aber gerade für Kritikerinnen und Kritiker – bei aller Liebe zur Kunst – essenziell. […]

Allerdings wird das Risiko, selber unwillkürlich Teil der Tinguely-Maschinerie zu werden, die den Hype antreibt, je länger, desto akuter. Dass neunzig Prozent von allem Schrott ist, ist nichts Neues – bloss gibt es immer mehr von allem. Und was dreieinhalb Jahrzehnte nach «Star Wars» (n. S. W.) als Erstes auffällt, ist automatisch das Grösste, Grellste, Lauteste. Beziehungsweise das Bestverpackte, -verkaufte, -vermarktete. Nicht unbedingt das Beste. […]

Grundsätzlich gibt es drei Ansätze, einen Film – ungeachtet seiner Qualitäten als Film – zu einem «Must-See-Event» zu hypen. (Man entschuldige das Marketinglish.) Bei Bedarf können sie problemlos kombiniert werden:

A.) Superlativismus
B.) Franchising
C.) Skandalisierung

So werden «Event-Movies» zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen: zu bedeutsamen Ereignissen, von deren Bedeutsamkeit man von vornherein überzeugt war.